Die Hinrichtung der Vögel · 2005, sechs Farben von drei Platten

Pi Yü zu Mao Zedong: Ein Vogel frißt 18 Reiskörner am Tag. In China leben 1750 Mio. Vögel. Die Vögel Chinas fressen also 57 Doppelzentner der Reisernte, die die landwirtschaftlichen Genossenschaften der Volksrepublik ernten. Die Abschaffung der Vögel wird der Volkswirtschaft die Summe von 17ooo Mao Zedong pro Jahr ein­bringen.

Alle Chinesen wurden angehalten drei Tage lang durch Töpfe schlagen ununterbrochen zu lärmen, um die Vögel ständig aufzuschrecken, bis sie vor Erschöpfung tot vom Himmel fielen.

Die Vögel hatten den Reis aber nur als Beilage zu den Raupen, Würmern, Käfern, Maden, Engerlingen, Fliegen gefressen. Ein Vogel fraß am Tag acht dieser Schädlinge. Die Abschaffung der Vögel bewirkte also einen Überschuß von 8905 Mio Schädlingen, die von nun an die Reisernte dezimierten.

1,6 Mio Arbeiter konnten seitdem zusätzlich in der Produktion und Verteilung von Pestiziden in der Volks­republik China beschäftigt werden.

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Meine sehr verehrten Damen und Herren

Zugvögel fressen die Kartoffelkäfer in Rußland und Sibirien zur Zeit des Frühlings von den jungen Kartoffel­pflanzen. Im russischen Winter sind diese Vögel dagegen in China. Nachdem sie dann an jenen 3 Tagen im Jahr der Solidarität der dortigen Vernichtungsaktion zum Opfer gefallen waren, fehlten sie in Rußland, wo nun die Kartoffel­käfer zur Plage wurden und dem russischen Grundnahrungsmittel große Verluste zufügten. Man merkte nun, was man an den Zugvögeln hatte. Dabei sind diese Zugvögel in China noch nicht einmal Körnerfresser; in ihren Mägen ist noch nie ein Reiskorn gefunden worden.

Der Zusammenhang der enormen Kartoffelverluste in Rußland mit der Vogelvernichtung in China wurde der sowjetischen Seite bald klar, meine Damen und Herren, und führte zur Züchtung von Zugvögeln, die Körnerfresser sein sollten – mit der Spezialisierung auf Reiskörner – um auf diese Weise die chinesische Reisernte zu mindern. Innerhalb von 12 Jahren gelang es, im Vogelzuchtinstitut von Akademgorod 17 Paare dieser speziellen Körnerfresser zu züchten, was dem chinesischen Geheimdienst nicht verborgen blieb. Der Bericht dieser Vorgänge vor Mao Zedong führte zu einer Protestnote und insgeheim zu dem Auftrag, eine Wanderrate zu züchten, die regelmäßig nach Rußland wandern sollte, um dort Schaden anzurichten. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

aus „Stil und Funktion der Tierzucht im russisch-chinesischen Kulturtransfer“
Prof. Dr. Armin Rosenstil, Ornithologe am Olaf-Sündstroem-Institut Oslo

Haupt/Grützke aus „China-Episoden aus der Geschichte“

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