Das Urteil · 2007, acht Farben von drei Platten

Das einst so populäre Bildmotiv des „Urteil des Paris“ ist längst aus dem zeitgenössischen Kunstschaffen verschwunden. Hier ist es wieder. Das Urteil ist gefällt, die Mädchen haben sich wieder angezogen und Paris ist heimgegangen. In diesem Bild geht es nicht um die ohnehin immer unsinnige Frage, welche der Schönen die Schönste ist, sondern um die psychologische Befindlichkeit der, in solcher Art beurteilten, Mädchen.

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Immer wieder wird die Frage aufgeworfen, ob die Mädchen in meinen Bildern schön seien. Die Zensur-Behörde in Kanton wollte die gesamte Ausstellung dieser Bilder in Shenzhen 2007 verbieten, weil man einen erheblichen Mangel an Schönheit konstatierte und eine beabsichtigte Bedeutung der vermeintlichen Häßlichkeit unterstellte. Die Ausstellung konnte dann auf gutes Zureden der Kuratorin gezeigt werden.

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Diese schlitzäugigen Mädchen sind jenseits von schön und häßlich, denn das Grundmotiv dieser Bilder ist nicht Schönheit sondern Wahrheit.

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Mitunter kommt es vor, daß sich wirkliche Personen aus meinem Bekanntenkreis unbeabsichtigt in meine Bilder schleichen. Im Jahr 2007 traf ich erstmalig in Shenzhen die Journalistin Deng Yan – eine große Schönheit. Sie saß mir Modell für einige Handzeichnungen und eine kleine Malerei (s. Katalog „Sehschlitze“). Später tauchte sie in manchen meiner Bilder auf, ohne daß ich an sie auch nur gedacht hätte. So trägt auch die Schönheitskönigin, gekennzeichnet durch die mit der Nummer 1 beschilderte Schärpe, die Züge Deng Yans.

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